Hörgerätemechaniker als Beruf: Voraussetzungen & Einkommen

Der Beruf des Hörgerätemechanikers hat aufgrund des demografischen Wandels Zukunft. Foto: © zinkevych / stock adobe

Hörgerätemechanik ist ein Teilbereich der Hörakustik. Um als Hörgerätemechaniker arbeiten zu dürfen, ist eine Ausbildung zum Hörakustiker Voraussetzung. Eigentlich unterscheidet sich der Beruf des Hörakustikers nicht wesentlich von dem des Hörgerätemechanikers.

Berufsbild und Aufgaben

Der Hörgerätemechaniker versorgt schwerhörige Menschen mit Hörsystemen. Diese gleichen dank ihrer hochsensiblen Elektronik Hörschwächen aus. Die Arbeit ist mit viel Verantwortung verbunden, da falsch eingestellte Geräte das Gehör dauerhaft schädigen können.

Die Aufgaben eines Hörgerätemechanikers oder Hörakustikers beginnen mit der Beratung des Kunden zum vorbeugenden Hörschutz und zu geeigneten Hörhilfen. Durchgeführt werden audiometrische Tests mit tiefen und hohen Tönen. Der Hörakustiker stellt also fest, ab welcher Lautstärke Einschränkungen vorliegen und ab welcher Frequenz der Hörgeschädigte Töne nicht mehr wahrnimmt.

Mit den Sprachhörtests lässt sich ermitteln, wie gut jemand Alltagslärm wahrnimmt und Gesprochenes hören kann. Bei der Auswertung hilft eine Software. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Beratung.

Im nächsten Schritt wird aus einem Acrylabguss ein Formpassstück – die Otoplastik – hergestellt. Diese passt der Hörgerätemechaniker durch Bohren, Fräsen und Schleifen an das Ohr des Kunden an.

Sitzt das Hörgerät perfekt, passt der Hörgerätemechaniker das Hörsystem mithilfe von Software an das Gehör des Kunden an. Dabei misst er immer wieder das Hörvermögen, bis das Ergebnis stimmt. Anschließend weist er den Kunden in die Pflege und in die Handhabung des Hörgeräts ein.

Voraussetzungen und Fähigkeiten

Hörgerätemechaniker durchlaufen die dreijährige duale Ausbildung zum Hörakustiker. Für diesen verantwortungsvollen Beruf sollte der Hörgerätemechaniker einfühlsam auf Menschen zugehen können und handwerklich begabt sein. Zudem braucht er technisches Verständnis, eine gute Auge-Hand-Koordination, Flexibilität und Merkfähigkeit.

Arbeitsorte und Tätigkeitsfelder

Hörakustiker und Hörgerätemechaniker arbeiten in den Verkaufsräumen von Fachgeschäften sowie in deren Werkstätten, wo sie Reparaturen durchführen. Zudem sind sie in Hörkabinen und Akustiklabors tätig. Zusätzlich erledigen sie verwaltende und organisatorische Arbeiten in Büroräumen.

Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten

Die Weiterbildung vom Hörgerätemechaniker zum Hörakustiker-Meister bedeutet einen gewaltigen Karrieresprung. Denn damit erlangen Gesellen die Befähigung, den Nachwuchs auszubilden, als Filialleiter tätig zu sein oder sich selbstständig zu machen.

Hörgerätemechaniker können zudem ihr Wissen in den Bereichen Medizintechnik oder Feinwerktechnik erweitern und sich zum Techniker weiterbilden lassen. Damit steht ihnen der Weg offen, um direkt beim Hersteller oder in der Produktentwicklung zu arbeiten.

Auch ein Bachelor-Studium der Hörakustik treibt die Karriere voran. Dieser Abschluss erlaubt dem ehemaligen Hörgerätemechaniker, selbstständig ein Hörgeräte-Fachgeschäft zu führen. Voraussetzung für das Studium ist das (Fach-)Abiturs.

Bereiche, in denen sich eine Weiterbildung lohnt

Durch die fortschreitende Digitalisierung verändern sich die Aufgaben und die Anforderungsprofile. Dadurch ergibt es Sinn, sich im Rahmen von Weiterbildungen mit dem 3D-Druck zum Fertigen von Otoplastiken zu beschäftigen.

Zudem ist es möglich, die Abformung der Ohrmuschel mit dem 3D-Laser zu scannen. Ein weiterer Fortschritt in der Technik ist die 3D-Simulation, bei der mithilfe einer Modellierungssoftware ein digitales 3D-Modell der Otoplastik entsteht.

Weitere Weiterbildungsmöglichkeiten betreffen das Dokumentenmanagementsystem (DMS). Eine lohnende Weiterbildungsmaßnahme betrifft die sogenannte Wearable Technology. Diese befasst sich mit modernen Hörsystemen, mit denen hörgeschädigte Menschen besser fernsehen, Musik hören und telefonieren können.

Möglichkeiten des Hörgerätemechanikers, sich zu spezialisieren

Der Beruf des Hörgerätemechanikers ist vielfältig. Daher gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu spezialisieren:

Der Implant-Spezialist kümmert sich um die passgenaue Nachsorge, sofern ein Kunde beispielsweise mit einem Cochlea-Implantat versorgt wurde. Die Hörprothese bildet eine Alternative zum Hörgerät.

Arbeiten Hörakustiker gern mit Kindern, kann die Spezialisierung zum Pädakustiker das Richtige sein. Dieser versorgt hörgeschädigte Kinder mit Hörgeräten.

Dagegen ist der Audiotherapeut spezialisiert auf die Gewöhnung an das neue Hörgerät. Er trainiert mit seinen Kunden in der Rehabilitation gezielt das Hören.

Verdienstmöglichkeiten

Ein Hörgerätemechaniker oder Hörakustiker hat in Deutschland ein mittleres monatliches Bruttoentgelt (Median) von knapp 3.000 Euro. 25 Prozent der Angehörigen dieses Berufes erhalten lediglich gut 2.500 Euro oder weniger. Dagegen erreichen besserverdienende Hörakustiker Gehälter in Höhe von 3.800 Euro oder mehr.

Bei einem Hörakustikermeister liegt das untere Quartil bei 3.600 Euro und das obere bei 5.200 Euro. Im Median verdient er gut 4.200 Euro. Ein Hörgerätetechniker erhält als Spezialist im unteren Quartil bis zu 3.300 Euro. Das Median liegt bei 4.200 Euro. Im oberen Quartil sind Gehälter von rund 5.200 Euro und mehr zu erwarten.

Die Zahlen stammen aus dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur mit Stand 2024.

Zukunftsperspektiven

Zu den häufigsten altersbedingten Beeinträchtigungen gehört die Schwerhörigkeit. Weltweit betrifft dies 65 Prozent der Menschen über 60 Jahren. Da der Anteil älterer Personen steigt und diese mit Hörgeräten versorgt werden müssen, ist der Beruf des Hörakustikers ein Beruf mit Zukunft.

Er wandelt sich jedoch – beispielsweise durch die Möglichkeit der Fernakustik. Diese macht es möglich, dass Hörakustiker von zu Hause aus im Homeoffice arbeiten.

Fazit

Der Beruf des Hörgerätemechanikers hat aufgrund des demografischen Wandels Zukunft. Er bewegt sich zwischen einer handwerklichen Tätigkeit und einer Tätigkeit mit viel Menschenkontakt. Zudem gibt es die Möglichkeit der Spezialisierung: zum Pädakustiker, zum Audiotherapeuten, zum Implant-Spezialisten und zum Spezialisten für individuelle Gehörschutz-Lösungen. Hörgeräteakustiker können ihre Karriere außerdem mit Weiterbildungen zum Meister, Techniker oder durch ein Bachelor-Studium der Hörakustik vorantreiben.

Die moderne Technik macht es möglich, sich umfassend weiterzubilden und immer wieder neue Bereiche kennenzulernen. Auch das Arbeiten von zu Hause aus ist für Hörgerätemechaniker dank der Fernakustik keine Zukunftsmusik mehr. Auf diese Weise lassen sich Beruf und Arbeit vereinbaren.

Verfasst von Hajo Simons

arbeitet seit gut 30 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist, überdies seit rund zehn Jahren als Kommunikationsberater. Nach seinem Magister-Abschluss an der RWTH Aachen in den Fächern Germanistik, Anglistik und Politische Wissenschaft waren die ersten beruflichen Stationen Mitte der 1980er Jahre der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen (Pressesprecher) sowie bis Mitte der 1990er Jahre einer der größten deutschen Finanzvertriebe (Kommunikationschef und Redenschreiber).