Die Krankheit zeigt sich durch ungleichmäßige Fettansammlungen an Beinen und Armen, die meist nicht durch Sport oder Diäten beeinflusst werden können. Die Ursachen sind noch nicht vollständig erforscht, doch die Veranlagung scheint vererbbar zu sein. Oft tritt das Lipödem in der Pubertät oder nach hormonellen Umstellungen auf – dennoch bleibt die Krankheit für viele ein Rätsel.
Schmerzende Berührungen und schwere Beine
Ein zentrales Merkmal des Lipödems sind die oft unerträglichen Schmerzen und das schwere Gefühl in den Beinen. Durch eine hohe Druckempfindlichkeit können schon leichte Berührungen, wie beispielsweise das Anstoßen an Möbel, bei Betroffenen Schmerzen auslösen. Dazu kommen Schwellungen, besonders gegen Abend. Viele Frauen beschreiben das Gefühl, als ob die Beine “brennen” oder sich ständig angespannt fühlen. Neben den Schmerzen ist für viele das optische Erscheinungsbild belastend. Die Beine wirken im Verhältnis zum Oberkörper unverhältnismäßig voluminös, was oftmals Schamgefühle und einen sozialen Rückzug zur Folge hat. Daher leiden die Betroffenen oft unter erheblichen psychischen Belastungen.
Häufige Verwechslung mit Übergewicht
Das Lipödem wird oft mit gewöhnlichem Übergewicht oder Adipositas verwechselt. Doch das Fettgewebe beim Lipödem ist besonders resistent gegen Diäten oder Sport. Selbst bei intensiver Bewegung und strikter Kalorienkontrolle bleibt die Fettverteilung unverändert. Die Frustration wächst, wenn die Bemühungen erfolglos bleiben, was die psychische Belastung noch verstärken kann.
Unklare Diagnosen und Fehldiagnosen sind weit verbreitet. Daher müssen viele Betroffene jahrelang ohne Diagnose und damit ohne Hilfe auskommen. Ein frühzeitiges Erkennen des Lipödems könnte einen großen Unterschied machen, da Behandlungsansätze frühzeitig besprochen und getestet werden könnten. Die Erkrankung schreitet über die Jahre hinweg meist weiter fort, sodass sich das Gewebe verhärtet und die Schwellungen zunehmen.
Behandlungsansätze und individuelle Ansätze
Die Behandlung des Lipödems erfordert meist eine Kombination verschiedener Ansätze, da die Erkrankung individuell unterschiedlich verläuft. Eine gängige Basistherapie ist die Kompressionstherapie. Spezielle Kompressionskleidung erhöht den Druck auf das Gewebe und kann Schwellungen verringern. Zusätzlich wird oft die manuelle Lymphdrainage angewendet. Dabei handelt es sich um eine spezielle Massagetechnik, die den Abtransport von angestauten Flüssigkeiten im Gewebe unterstützt und so Schwellungen verringert. Diese konservativen Maßnahmen können die Beschwerden verbessern, jedoch nicht das Lipödem selbst beseitigen.
Für einige Betroffene bietet sich als Behandlungsmaßnahme für das Lipödem die Liposuktion an. Dabei handelt es sich um eine Fettabsaugung. Die Liposuktion kann bei vielen Patientinnen zu einer deutlichen Erleichterung der Symptome und einer besseren Lebensqualität führen, auch wenn sie das Fortschreiten der Erkrankung nicht immer vollständig aufhalten kann.
Herausforderungen im Alltag und die Suche nach Akzeptanz
Das Leben mit einem Lipödem bringt viele Hürden mit sich. Bereits einfache Aktivitäten wie Treppensteigen oder lange Spaziergänge können zur Belastung werden. Viele Betroffene müssen immer wieder Pausen einlegen oder auf Stühle und Bänke zurückgreifen. Hinzu kommen Herausforderungen wie die Suche nach passender Kleidung. Hosen und Stiefel etwa passen nur schwer über die geschwollenen Beine, was das tägliche Leben zusätzlich erschwert.
Außerdem beeinflusst die Krankheit die Selbstwahrnehmung erheblich. Viele Betroffene leiden unter Depressionen und Selbstzweifeln. Die Unsichtbarkeit der Krankheit für Außenstehende verstärkt diesen Druck. Anders als bei sichtbaren körperlichen Verletzungen fehlt oft das Verständnis im Umfeld. Aber das Thema Lipödem wird seit den letzten Jahren vermehrt thematisiert, das Bewusstsein dafür wächst – wenn auch langsam. Mit zunehmender Aufklärung können Vorurteile abgebaut werden, was für viele Betroffene eine große Erleichterung bedeutet.
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