Ich bin seit mittlerweile acht Jahren selbständig und habe am Anfang so ziemlich jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Ein großer Fehler war es, nur ein Konto zu haben und nicht genügend Rücklagen zu bilden. Der Grund dafür: Alle Bekannten und viele Berater haben zwar gut gemeinte Ratschläge (angestellte Freunde raten übrigens dringend von der Selbständigkeit ab). Aber wirklich praktische Tipps sind selten dabei. Und über Geld redet man ja bekanntlich nicht. Also, deswegen verrate ich hier, dass man als Selbständiger mehrere Konten haben sollte. Wie viele Konten es sein sollten, erfährst du hier. Nimm diese Ratschläge ernst. Denn sonst bist du ganz schnell in der Bredouille und verzettelst dich.
Warum man als Selbständiger mehrere Konten braucht
Wenn du selbständig bist bzw. auf dem Weg dahin , nimmst du Geld ein, dass nicht dir gehört. Denn der Staat und die Sozialversicherungen greifen ganz kräftig zu, wenn du dich anstrengst. Etwa die Hälfte musst du an Steuern und Sozialversicherung zahlen. Und dann ist da noch die Umsatzsteuer.
Vor allem in Österreich gibt es dabei ein großes Thema: Denn am Anfang zahlst du nur sehr wenig. Du wirst nur ganz gering eingestuft. Aber die Finanz und die Sozialversicherung führt genau Buch. Und im dritten Jahr deiner Selbständigkeit fordern sie das nach, was sie in den Jahren zuvor zu wenig kassiert haben. Wenn du dann das Geld ausgegeben hast, schicken dich Finanz und Sozialversicherung in Konkurs. Da sind sie gnadenlos. Und dabei kommen sie an ihr Geld: Die pfänden dir die letzte Unterhose weg, alle anderen Schuldner sind nachgereiht. Die meisten Unternehmer Konkurse passieren in den ersten drei Jahren der Selbständigkeit. Jetzt kennst du den Grund dafür.
Aber dieses Schicksal muss dich nicht ereilen. Mit meinem Mehrkontensystem passiert dir das nicht.
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So viele Konten brauchst du:
Als Selbständige bzw. Selbstständiger musst du mindestens fünf Konten haben. Du brauchst:
Firmenkonto:
Deine Firma braucht ohnehin ein eigenes Konto. Nimm nicht dein Privatkonto her. Eröffne dir ein eigenes. Wenn du eine Rechnung mit deiner Firma stellst, zahlen alle deine Kunden auf dieses Konto ein. Das ist das Hauptkonto deiner Firma.
Auf deinem solltest du immer ein paar Tausend Euro drauf haben. Denn du wirst wahrscheinlich Ware kaufen müssen, wirst die Miete für dein Büro oder dein Studio bezahlen, das Internet und alle Fixkosten, die du für deine Firma brauchst, gehen hier weg. Den Puffer von ein paar Tausend Euro brauchst du, weil deine Kunden nicht immer am Tag nach der Rechnungsstellung zahlen. Manche lassen sich ganz schön viel Zeit und du kannst denen ganz schön lange nachlaufen.
Sobald eine Rechnung eingegangen ist, beginnt die Verteilerei auf die anderen Konto. Ich habe dafür einen eigenen Tag, alle zwei Wochen, Freitags, an dem ich Ordnung in meine Konten bringe.
Finanzamtskonto:
Hier überweist du sofort die Hälfte aller deiner Einnahmen hin. Von diesem Konto aus bezahlst du die Steuern und die Sozialversicherung. Und dieses Geld greifst du für keinen anderen Zweck an. Da kommt gerade in den ersten Jahren sehr viel Geld zusammen. Zehntausende Euro. Aber das ist nicht dein Geld. Es gehört dem Staat, so traurig das auch ist.
Umsatzsteuerkonto:
Hier überweist du sofort deine eingenommene Umsatzsteuer hin, in Österreich 20 Prozent, in Deutschland 19 Prozent Umsatzsteuer. Da du ohnehin als Unternehmer immer eine Rechnung stellen muss, auf der die Umsatzsteuer angegeben ist, kannst du das leicht zusammenrechnen. Oder du hast ein Programm wie Sevdesk, dann weist dir das die eingenommene Umsatzsteuer aus.
Je nach Höhe deiner Verdienstes musst du die Umsatzsteuer quartalsweise oder monatlich abführen. Aja: Du wirst am Anfang nicht die Welt verdienen. Verlange trotzdem Umsatzsteuer von deinen Kunden, auch wenn du in die Kleinverdienerregelung fällst. Denn dann kannst du selbst auch die Umsatzsteuer von deinen für die Firma gekauften Produkte abziehen. Das kommt günstiger.
Privatkonto:
Ja, du musst ja auch noch von etwas leben; musst Miete zahlen, etwas essen, vielleicht einmal ins Kino gehen oder in den Urlaub fliegen. Das sind Privatausgaben, die zahlst du von deinem Privatkonto. Auf dieses Konto überweist du dir einen monatlichen Fixbetrag per Abbucher. Dazu musst du vor deiner Selbständigkeit zusammenrechnen, wie viel Geld du im Monat brauchst. Aber das hast du sicher schon getan. Wenn nicht: Belüge dich nicht. Sei schlau. Berechne eher zu viel als zu wenig. Ein paar Ersparnisse auf diesen Konto schaden nicht.
Sparkonto:
Naja, ein wenig wirst du auch zur Seite legen wollen. Das geht mit diesem Konto. Ich lege immer 10 Prozent meiner Einnahmen abzüglich Umsatzsteuer, Einkommenssteuer und Sozialversicherung auf die Seite.
Welche Bank du als Selbständiger für deine Konten wählen sollst
Die meisten Banken bieten ein Zweit- und Drittkonto günstig an. Ansonsten kannst du deine Konten ja auch bei verschiedenen Banken anlegen. Ich habe zum Beispiel alle meine Konten bei einer Bank, nur das Sparkonto habe ich bei einer anderen Bank, damit ich da auch wirklich nie zugreifen muss.
Wichtig ist nur, dass deine Banken bzw. die Banken, wo du deine Konten hast, über ein gutes Online-Banking verfügen. Denn als Unternehmer musst du sehr viel mehr Rechnungen zahlen, musst viel mehr Ordnung auf deinem Konto halten, als Angestellte das müssen.
Aja: Und keine Angst vor Bankspesen. Die kannst du als Ausgaben von der Steuer absetzen.
Viel Erfolg mit deiner Selbständigkeit! Unternehmer sein macht wirklich Spaß!
